[Event "Amsterdam VAS International-01Masters"]
[Site "Amsterdam"]
[Date "1889.08.26"]
[Round "1"]
[White "Lasker, Emanuel"]
[Black "Bauer, Johann Hermann"]
[Result "1-0"]
[ECO "A03"]
[Annotator "Overbeck,Christopher"]
[PlyCount "75"]
[EventDate "1889.08.26"]
[EventType "tourn"]
[EventRounds "9"]
[EventCountry "NED"]
[SourceTitle "MainBase"]
[Source "ChessBase"]
[SourceDate "1999.07.01"]
[SourceVersion "2"]
[SourceVersionDate "1999.07.01"]
[SourceQuality "1"]
1. f4 {Die Bird-Eröffnung wird gelegentlich auch als "Holländisch im Anzug"
bezeichnet. Da der Zug, welcher das Feld e5 in Beschlag nimmt und einen
Vorposten schaffen will, gleichzeitig auch eine Schwächung des
Königsflügels verursacht, ist er nur fortgeschrittenen Spielern zu empfehlen.
} d5 {Neben vielen anderen gleichwertigen Zügen kann Schwarz auch um das Feld
e5 via 1...d6 den Kampf aufnehmen. Mit 1...e5, dem so genannten Froms-Gambit,
steht eine taktische Alternative zur Verfügung, auf die Weiß theoretisch gut
gewappnet sein muss.} 2. e3 Nf6 3. b3 {Garry Kasparov (in: Kasparov, Garry:
Garry Kasparov on my Great Predecessors. Part 1. Steinitz, Lasker, Capablanca,
Alekhine, London 2003, S. 118.) kommentiert mit "?!" und weist darauf hin,
dass man anstelle des zweischneidigen Zuges heutzutage 3.Sf3 bevorzuge, um 3...
d4 zu verhindern.} e6 4. Bb2 {Die Formation ähnelt spiegelbildlich der
Englischen Eröffnung (vgl. Mednis-Lehmann). Die Bauern e3 und f4
unterstützen den Damenfianchettoläufer. (Zur Systematik: Verzichtet Weiß
auf f4, liegt die Nimzowitsch-(Larsen-)Eröffnung vor.)} Be7 {} 5. Bd3 {
[%CAl Gd3h7,Gb2g7] Mit diesem Zug unterstreicht der erst 20-jährige Lasker
seine Ambitionen in Richtung des schwarzen Königsflügels. Nichts sprach
indessen gegen das flexiblere 5.Sf3, um sich die Option Lb5 (nach ...c5 sowie .
..Sc6 mit ähnlichen Motiven wie Nimzoindisch) offenzuhalten. Le2 ist dagegen
zu bescheiden, da dieses Feld für die Umgruppierung des Springers von b1
über c3, e2 und g3 bis nach h5 frei gehalten werden soll.} b6 6. Nf3 {6.De2
bot sich an, um ...La6 aus der Stellung zu nehmen.} Bb7 7. Nc3 Nbd7 8. O-O O-O
9. Ne2 c5 10. Ng3 Qc7 11. Ne5 {[%csl Gh5] Dieser Zug bezweckt nicht in erster
Linie den Springertausch, sondern die Kontrolle über h5.} Nxe5 12. Bxe5 {
Vielversprechend war auch 12.fxe5.} Qc6 {[%CAl Gc6g2,Gd5d4,Gc5c4] Sieht auf
den ersten Blick stark aus, da die Dame nach g2 schielt und gelegentlich mit ..
.c4 droht. Mit 12...d8 hätte sich seine Verteidigung allerdings besser
organisieren lassen.} 13. Qe2 {Ein subtiler Zug, der g2 schützt und Lb5
droht. Auf 13.Sh5 hält ...d4 die Stellung gerade noch zusammen, weshalb
Lasker noch wartet.} a6 {Es mag zwar prinzipiell richtig sein, Lb5 aus der
Stellung zu nehmen und einen Bauernsturm am Damenflügel vorzubereiten. Dabei
übersieht Bauer jedoch den dynamischen Charakter der Stellung, da der weiße
Angriff wesentlich schneller durchringt. 13...g6, was Sh5 verhindert, war
Pflicht.} 14. Nh5 {Bläst zum entscheidenden Angriff, indem eine weitere
Figur in den Angriff eingebunden wird. Der Turm steht auch zum Schwenk f3
nebst g3 (oder h3) bereit.} Nxh5 {Bereits an dieser Stelle existiert keine
befriedigende Verteidigung mehr! 14...d4 scheitert an 15.Lxf6 Lxf6 16. Dg4 Kh8
17.Tf3 Tg8 18.Lxh7.} 15. Bxh7+ {Nur so! 15.Dxh5 führt zu nichts.} Kxh7 16.
Qxh5+ Kg8 17. Bxg7 {Mit diesem doppelten Läuferopfer, das hierauf in die
Arsenale der Turnierspieler aufgenommen wurde, krönt Lasker seine Leistung.}
Kxg7 {Bauer muss wegen der Mattdrohung nolens volens auch dieses vergiftete
Geschenk annehmen.} 18. Qg4+ Kh7 19. Rf3 e5 20. Rh3+ Qh6 21. Rxh6+ Kxh6 {
Durch das Damenopfer ist Schwarz dem Matt entronnen, kann aber hier schon
getrost aufgeben, da er wegen mangelnder Koordination seiner Kräfte weiteres
Material verliert.} 22. Qd7 Bf6 23. Qxb7 Kg7 24. Rf1 Rab8 25. Qd7 Rfd8 26. Qg4+
Kf8 27. fxe5 Bg7 {27...Lxe5 verliert nach 28.Df5 wegen der Mattdrohung auf f7
den Läufer. (28...f6 funktioniert wegen 29.Dxe5 nicht. Stichwort: Fesselung)}
28. e6 Rb7 29. Qg6 f6 30. Rxf6+ {Auch die technische Verwertung des
Vorteils spielt Lasker präzise bis zum Schluss.} Bxf6 31. Qxf6+ Ke8 32. Qh8+
Ke7 33. Qg7+ Kxe6 34. Qxb7 Rd6 35. Qxa6 d4 36. exd4 cxd4 37. h4 d3 38. Qxd3 1-0