[Event "Augsburg Gutmann Memorial 4th"]
[Site "Augsburg"]
[Date "2013.12.31"]
[Round "5"]
[White "Arnaudov, Petar G"]
[Black "Moser, Eva"]
[Result "0-1"]
[ECO "A80"]
[WhiteElo "2442"]
[BlackElo "2436"]
[PlyCount "106"]
[EventDate "2013.12.27"]
[EventRounds "9"]
[EventCountry "GER"]
[EventCategory "7"]
{[%evp 0,106,16,28,77,49,55,33,39,36,36,36,52,67,52,19,38,21,17,3,3,1,8,-8,25,
15,11,12,20,13,19,-41,-47,-61,-25,-25,-27,-32,-23,-23,-24,-20,-12,-17,-16,-58,
-42,-52,-28,-46,-52,-45,-50,-31,-34,-29,-34,-62,-18,-139,-195,-290,-76,-96,-69,
-157,-172,-216,-216,-240,-246,-248,-246,-208,-181,-140,-172,-341,-328,-327,
-327,-438,-456,-625,-323,-564,-553,-553,-553,-553,-96,-101,-101,-110,-29,-136,
-121,-890,-971,-1172,-1172,-3082,-3394,-29989,-29990,-29993,-29992,-29999,
-30000] [%evp 0,106,28,31,69,62,55,32,35,35,35,35,41,35,37,26,35,33,33,10,10,
-9,11,-8, 35,18,18,15,9,2,10,-62,-39,-54,-36,-23,-25,-28,-25,-19,-28,-29,-20,
-15,-23,-58, -31,-59,-28,-46,-46,-44,-32,-50,-23,-29,-31,-39,-21,-22,-102,-194,
-60,-72,-108, -180,-170,-220,-50,-325,-239,-246,-241,-268,-206,-231,-146,-378,
-328,-438,-475, -441,-377,-358,-183,-555,-564,-553,-553,-553,-320,-188,-70,
-110,-29,-129,-95, -890,-971,-1172,-1172,-2473,-2473,-29989,-3184,-29993,
-29992,-29999,-30000] Das GM Turnier in Augsburg um den Jahreswechsel 2013/
2014 war Evas beste Turnierleistung. Sie gewann die ersten fünf Partien. Die
Partie, die wir gleich betrachten werden, wurde in Runde 5 gegen den
bulgarischen GM Arnaudov gespielt. Danach reichten 2 Punkte aus 4 Partien für
eine GM-Norm. Eva übererfüllte diese mit 2,5 aus 4. Am Schluss gewann sie das
Turnier mit 7,5 aus 9, einer Eloperformance von 2684 und ihrer ersten
Großmeister-Norm. In diesem Turnier war nicht nur ihr Ergebnis herausragend,
die Qualität ihrer Partien war sogar noch besser!} 1. d4 f5 {Holländisch, eine
Eröffnung die Eva sehr oft gespielt hat. Evas Herangehensweise an Eröffnungen
hat sich im Laufe der Zeit grundlegend geändert. In ihrer Jugendzeit spielte
sie viele lange und scharfe Hauptvarianten, darunter Königsindisch und
Französisch Winawer. Später versuchte sie, ihre Gegner möglichst frühzeitig zu
überraschen. Die Mehrzahl ihrer Systeme waren jedoch über ihre gesamte
Karriere hinweg komplizierte und asymmetrische Varianten.} 2. Bg5 {Ein
provokanter Zug.} h6 3. Bh4 g5 {Schwarz nimmt den Fehdehandschuh auf.} 4. e3 {
Weiß droht Matt im 4. Zug und Schwarz hat noch keine Figur entwickelt. So
seltsam das auch aussehen mag, ist dies eine gut bekannte Eröffnungsvariante.}
Nf6 5. Bg3 d6 6. h4 $1 {Schwarz hat nun eine schwere Entscheidung zu treffen:
Das Feld f4 mit g4 zu schwächen oder auf Kosten der eigenen Königssicherheit
eine Linienöffnung am Damenflügel zuzulassen.} g4 (6... Rg8 $5 {Eine spielbare
Alternative.} 7. hxg5 hxg5 8. Nc3 e6 9. Qd2 Qe7 10. O-O-O Nc6 $132 {Schwarz
strebt ebenfalls die lange Rochade an.}) 7. Bd3 $6 {Eine kleine Ungenauigkeit
auf weißer Seite. Weiß sollte seine Läufer nicht zu früh festlegen. Wenn
Schwarz zu dem Plan mit Nc6 und e5 greift, würde Weiß seinen Läufer lieber
nach b5 stellen. h5! wäre der nützlichste Abwartezug.} (7. h5 $5 Nc6 8. Nc3 Bg7
$1 (8... e5 9. Bb5 $14) 9. Bc4 Na5 10. Bd3 c5 $132) 7... Nc6 $1 8. Ne2 e5 $132
{Die Eröffnung war ein voller Erfolg für Schwarz!} 9. Bb5 {Weiß gesteht sich
die Ungenauigkeit ein und stellt den Läufer endlich nach b5.} Qe7 10. c4 $1 ({
Nach den logischen Entwicklungszügen} 10. Nbc3 Bg7 11. Qd2 O-O 12. O-O-O Na5 $1
$15 {würden Weiß schnell die konstruktiven Ideen ausgehen.}) 10... Bd7 11. Nbc3
Bg7 {[#]} (11... a6) 12. d5 $6 {Ein strategischer Fehler. Nachdem die Stellung
geschlossen wurde ist der Lg3 vollkommen aus dem Spiel.} (12. Nd5 $1 {Weiß
muss dynamisch spielen und die Zentrumsspannung halten.} Nxd5 (12... Qd8 $5)
13. cxd5 f4 $5 14. exf4 exf4 15. Bxf4 Nxd4 16. Bxd7+ Kxd7 17. Be3 Nxe2 18. Qxe2
h5 $14) 12... Nd8 (12... Nb8 $5 {mit der Idee nach} 13. Bxd7+ Nfxd7 14. Qc2 O-O
15. O-O-O a5 16. Kb1 Na6 {typische königsindische Kontrolle am Damenflügel zu
haben.}) 13. Bxd7+ Qxd7 14. Qc2 O-O {[#] Eine sehr schwierige Stellung. Es
sind viele Figuren am Brett, die Könige auf entgegengesetzten Seiten und das
Zentrum noch nicht festgelegt. Weiß musste unbedingt die Spannung halten.} 15.
e4 $2 {Weiß unterliegt noch immer der fehlerhaften strategischen Einschätzung,
die mit 12.d5 zu Tage trat.} (15. O-O-O $5 {Der beste Zug. Schwarz hat viele
Pläne, aber a6, Tb8, b5 gefällt mir am besten.}) (15. h5 {Ein Zug mit vielen
Für und Widers! Der Läufer kann nach h4, aber der h5 Bauer bleibt, im besten
Fall, eine ewige Schwäche.}) 15... f4 $1 $17 16. Bh2 Nh5 {Im Vergleich zu 15.
h5 hat Weiß keine Fürs mehr, sondern nur noch die Widers. h4 bleibt eine
Schwäche und der Lh2 ist aus dem Spiel.} 17. O-O-O Nf7 18. f3 {Verständlich,
dass Weiß nicht ohne Läufer spielen wollte, doch konnte er diesen Zug auch
noch etwas vertagen.} (18. Kb1 Nh8 {[%CAl Gh8g6]} 19. Nc1 Ng6 20. Nd3 Qe7 $15)
18... g3 19. Bg1 Qe7 {[#] Eva nimmt sofort die Schwäche h4 aufs Korn.} 20. Kb1
Bf6 21. Nc1 Nh8 {In typischer königsindischer Manier ignoriert Eva den
Damenflügel und spielt nur auf "ihrem" Königsflügel.} (21... b6 $1 {Etwas
Gegenwehr am Damenflügel hätte das weiße Spiel dort sehr gestört.} 22. Nd3 a5
$17) 22. b4 Ng6 (22... a5 $5 {Es war noch nicht zu spät, dem Weißen am
Damenflügel entgegen zu treten.}) 23. c5 Nxh4 24. Nb3 b6 {[#] Nachdem Eva
endlich den h-Bauern verspeist hat, kümmert sie sich um den Damenflügel.} 25.
Rc1 (25. c6 {In der Hoffnung eine Blockade zu errichten. Schwarz kann
allerdings mit feinen Umgruppierungsmanövern einen Durchbruch am Königsflügel
erzwingen, wie die folgende Beispielvariante veranschaulicht.} Ng7 26. a4 Rfb8
27. Ka1 h5 28. Rb1 a6 29. a5 b5 30. Nd1 Ng6 31. Nc3 h4 32. Nd1 Qf7 33. Nc3 Ne8
34. Qe2 Be7 35. Nc1 Nf6 36. Nd3 Nh7 37. Ne1 Ng5 38. Rc1 Kg7 39. Nb1 Rh8 $19 {
[%CAl Gh4h3]}) 25... Ng7 26. Nb5 h5 27. a4 Qd7 {stoppt erst mal a5 und lädt
Weiß zu c6 ein.} 28. Qe2 (28. c6 Qf7 $17) 28... Rfc8 29. a5 $2 {Nach der
Öffnung der b-Linie steht der Sb5 etwas unsicher.} bxc5 30. bxc5 {[#]} a6 {
Schwarz löst das Problem des hängenden a7 Bauern, aber sie hatte eine viel
bessere Möglichkeit.} (30... Rcb8 $3 {gewinnt forciert Material.} 31. c6 Qc8 {
Auf der b-Linie sind beide Springer in Gefahr und die De2 ist mit der Deckung
von g2 und b5 überlastet.} 32. Ka2 (32. Bxa7 Rxa7 33. Nxa7 Rxb3+ 34. Ka2 Qb8 {
Schwarz gewinnt den Sa7.}) 32... Qa6 33. Nc3 Qxe2+ 34. Nxe2 Nxg2 $19 {Der
Verlust des g2 Bauern ist fast schlimmer als ein Figurenverlust. Die starken
schwarzen Freibauern werden Weiß mehrere Figuren kosten.}) 31. c6 Qe7 32. Na7
$6 {Wow, was für ein Zug! Der Sa7 kommt auf absehbare Zeit nicht mehr heraus,
dafür ist a6 nicht mehr zu decken, wiederum wegen dem hängenden g2 auch nicht
leicht zu nehmen.} (32. Na3 $1 {Der normale Rückzug versprach annähernd
ausgeglichenes Spiel.}) 32... Rcb8 33. Ka2 Rb4 {[#] Ein logischer Zug. Schwarz
möchte auf der b-Linie verdoppeln.} (33... Qf7 $5) 34. Rxh4 $6 {löst die
Probleme mit g2 auf radikale Weise.} (34. Qxa6 $1 {Der Computer findet einen
brillanten Weg für Weiß.} Nxg2 35. Qb7 $3 {Die fantastische Pointe.} Rxb7 36.
cxb7 Qe8 $1 {Schwarz sollte sofort den Turm für den gefährlichen Freibauern
geben.} (36... Rb8 $4 {wäre ein furchtbarer Fehler.} 37. Nc6 Qe8 38. a6 $18)
37. bxa8=Q Qxa8 38. Rxc7 $13 {Die Stellung ist noch immer äußerst unklar.})
34... Bxh4 35. Rc4 Rbb8 36. Ra4 {[#]} Bf6 (36... Ne6 $1 {Eine fantastische
Idee. Schwarz opfert eine Figur, um die Dame ins Spiel zu bringen.} 37. dxe6
Qxe6 38. Qc4 {Andere Züge wären ähnlich hoffnungslos.} Qxc4 39. Rxc4 Kf7 $19 {
[%csl Ra7,Rg1][%CAl Gh4e7,Gb8h8,Gh5h4,Gh4h3] Die weißen Figuren auf g1 und a7
können nie mehr ziehen und Schwarz bereitet gewinnbringend h5-h4-h3 vor.}) 37.
Qxa6 h4 {[#] EM: "Aus einer Nebenvariante der holländischen Verteidigung hatte
sich eine königsindische Bauernstruktur ergeben, in welcher beide Seiten auf
jeweils "ihrem" Flügel bereits große Fortschritte erzielt haben. Nun ist es
wichtig, die eigenen Trümpfe in Szene zu setzen. Weiß macht dies auf sehr
kreative Weise"} 38. Qb7 {EM:"In meiner Zeitnot ein sehr trickreicher Zug!'}
Qf7 $1 {Eva behält die Nerven. Weiß droht nicht besonders viel, im Gegenzug
wird sie nun mit h3 gefolgt von Dh5 einen Durchbruch am Königsflügel spielen,
falls nötig vorbereitet mit Ld8, damit c7 gedeckt ist.} (38... Rxb7 $2 39. cxb7
Qe8 40. Nc6 {EM:"nebst a5-a6-a7 dürfte Weiß sehr gute Gewinnaussichten bieten."
}) 39. a6 $5 {Die einzige Chance und kurz vor der Zeitkontrolle sehr
trickreich.} h3 $1 (39... Rxb7 $4 40. cxb7 Rf8 41. Nc6 {Weiß gewinnt mit a7
und einigen neuen Damen.}) 40. gxh3 Qh5 {Da Dc7 nicht gut funktioniert braucht
Schwarz den Vorbereitungszug Ld8 nicht.} 41. Nb5 (41. Qxc7 Qxf3 $19 {Weiß
verliert Unmengen an Material, da der Sb3 und mit Dg2 der Lg1 hängen.}) 41...
Ne8 $1 42. Nxc7 Nxc7 43. Qxc7 Qxf3 44. Bb6 Qg2+ (44... Qe2+ 45. Ka3 Qb5 $19 {
ist einfacher, aber hätte uns um ein schönes Schlussbild gebracht.}) 45. Ka3
Qxh3 {ein starker Verteidigungszug. Schwarz kontrolliert die wichtigen weißen
Felder und verhindert jegliches weißes Gegenspiel und Schachgebote.} 46. a7 Re8
47. Qb7 f3 {[#] EM:"Sicherheitshalber machte ich mich einmal auf die Suche
nach zwei schwarzen Damen... Da bereits zwei Partien beendet waren, wurde ich
schnell fündig."} 48. Bc7 f2 49. Bb8 f1=Q 50. Qxa8 g2 51. Qb7 g1=Q 52. a8=Q
Qc5+ 53. Qb4 Qa1# {[#] Eine der schönsten Schlussstellungen, die ich je
gesehen habe.} 0-1