[Event "AUT-DDR m"]
[White "Dueckstein,Andreas"]
[Black "Uhlmann,Wolfgang"]
[Site "Vienna"]
[Round "2.1"]
[Annotator "Wegener, Krennwurzn"]
[Result "0-1"]
[Date "1956.07.22"]
[WhiteElo "2545"]
[BlackElo "2575"]
[PlyCount "72"]
1. e4 { Länderkampf
Österreich - DDR 8,5:11,5 - historische Elozahlen (Chessmetrics) Mit von der
Partie war damals auch der spätere Vereinskollege beim SK Vöest Dr. Felix
Winiwarter} e6 2. d4 d5 3. Nc3 Bb4 4. Bd3 {ein seltener gespielter Zug ..
. vielleicht möchte Dückstein nach der Niederlage vom Vortag in einer
87zügigen Partie den Dresdner Großmeister etwas überraschen} (4. e5 {
ist der am häufigsten gespielt Zug und diesen wendete der Österreicher GM
Karl Robatsch im gleichen Jahr bei der Schacholympiade in Moskau gegen Uhlmann
an.} )dxe4 5. Bxe4 c5 {diesen Zug spielt Uhlmann laut den Datenbanken
mehr als 10x in seiner Karriere} ({das heute aktuellere} 5... Nf6 {spielte er
1970 gegen Vlastimil Hort} )6. Nge2 ({Das heutzutage beliebtere Abspiel} 6. a3 {wurde schon in den 1920er von Tartakower in die Meisterpraxis eingeführt} Bxc3+ 7. bxc3 {diese Stellung hatte Uhlmann gegen den deutschstämmigen
argentinischen Meister Herman Pilnik im selben Jahr in Marienbad auf dem Brett} )Nf6 7. Bf3 Nc6 8. Be3 $6 (8. a3 $11 {ist die bessere Wahl} )cxd4 {
nun muss Weiß erste Probleme lösen} 9. Nxd4 $146 {Diese Neuerung wurde
damals kritisch gesehen, wird aber heute durchaus auch gespielt} ({als besser
galt damals und auch heute} 9. Bxc6+ bxc6 10. Qxd4 Qxd4 11. Bxd4 $11 )Bxc3+ 10. bxc3 Ne5 $1 $15 {Zu diesem Kraftzug hätte Schwarz in der zuvor
erwähnten Variante nie kommen können.} 11. Be2 {Läuferrückzug Nummer 1!} 0-0 12. 0-0 Nd5 13. Bd2 {Läuferrückzug Nummer 2, aber schließlich möchte Weiß als
Gegenwert für die Verschlechterung seiner Bauernstellung wenigstens das
Läuferpaar behalten.} Qc7 14. Rb1 $6 (14. Nb5 $1 Qc5 15. Bc1 {dieser 3.
Läuferrückzug stellt wenigstens eine Drohung auf, die Schwarz aber leicht
parieren kann} Nxc3 16. Nxc3 Qxc3 $15 {Für den geopferten Bauern hat Weiß
mit dem Läuferpaar und der offenen Stellung etwas Spiel, aber keine
ausreichende Kompensation.} )b6 $6 {Bereitet den Abschluss der
Entwicklung mittels 15.- Bb7 vor und vertraut darauf, den vorderen c-Bauern
später noch einstreichen zu können.} ({Dennoch wäre das sofortige} 14... Nxc3 $17 15. Bxc3 Qxc3 {noch besser für Schwarz} 16. Nb5 Qc5 17. Qd6 Qxd6 18. Nxd6 b6 19. Rfd1 Rb8 {und Schwarz verbleibt mit einem Mehrbauern im Endspiel,
auch wenn es bis zum Sieg noch ein weiter Weg ist.} )15. Nb5 $1 Qc6 16. Nd4 $6 {es ist verführerisch die Dame weiter zu belästigen, aber
diese bekommt dafür Zugang zu einem guten Feld} (16. Re1 $1 {hält knapp das
Gleichgewicht.} Nc4 17. Bc1 Ba6 18. a4 Bxb5 19. axb5 Qc5 20. Qd4 Qxd4 21. cxd4 Nc3 22. Rb4 Nxe2+ 23. Rxe2 Rfc8 $15 {/= mit minimalen Endspielvorteil für
Schwarz aufgrund der anfälligeren weißen Bauern und der halboffenen c-Line.
Weiß sollte sich aber bei genauem Spiel halten können.} )Qc5 17. Rb5 Qc7 18. Rb3 Bb7 19. Nb5 {[#]} Qc6 $40 { mit der starken Drohung
Sxc3! würde nun gewinnen. Schwarz hat mit den aktiven Springern im Zentrum
und der Dame-Läuferbatterie die Initiative.} 20. Nd4 Qc5 21. Qe1 (21. Bd3 $142 {war vorzuziehen. Es stellt den Läufer auf ein aktives Feld. Bei einem Tausch
wäre der Doppel-c-bauer aufgelöst. Aber auch hier behält Schwarz nach} Ng6 $1 {/\22. - Rfe8, 23. - Pe5, 24. - Pe4 die Initiative.} )Rac8 22. Nf3 $2 {Verständlich! Um die lästigen Springer aus dem Zentrum zu verdrängen, doch
wird damit das Verteidigungsproblem um die weißen Bauernschwächen nicht
gelöst.} ({ebenso zu weißen Schwierigkeiten führt} 22. f4 Nc6 23. Bd3 $17 {
jedenfalls wäre es besser als die Partiefortsetzung gewesen} (23. Rb5 Qd6 24. Bd3 Nxd4 25. cxd4 Nf6 {bringt Weiß aufgrund der Doppeldrohung Q:d4 und Ba6 in
Schwierigkeiten} ))(22. Nb5 $142 $17 {aber von da kommt der Springer ja ...
aber damit wäre zäherer Widerstand möglich gewesen. Weiß hätte mit 23.c4
gefolgt von 24. Bb4 (nach Wegzug des Nd5) eine aktive Idee.} )Nxf3+ $1 23. Bxf3 Ba6 24. Be2 Bxe2 25. Qxe2 Qc4 $18 {Uhlmann hat die Initiative gegen
eine strukturell gewonnene Stellung getauscht. Weiß krankt an dem Doppelbauer
auf der halboffenen c-Linie. Ein Bauernendspiel wäre für Schwarz leicht
gewonnen: Die beiden schwarzen Damenflügelbauern neutralisieren die drei
vereinzelten weißen Pa2, c2 und b3. Der schwarze König gelangt ins Zentrum
und anschließend wird mit dem Vormarsch des e- und f-Bauern ein Freibauer
geschaffen. Um den zu halten, erobert Schwarz mit dem K über das Feld c4 die
weißen Damenflügelbauern.} 26. Qd3 (26. Qxc4 {käme der Aufgabe gleich} )Qa4 27. h3 Rfd8 ({Weniger gut, aber trotzdem mit schwarzem Vorteil wäre
der Bauerngewinn} 27... Qxa2 {da Weiß dafür Gegenspiel bekommt:} 28. c4 {
aber Schwarz stünde immer noch besser} Ne7 29. Qc3 (29. Bb4 Rfd8 30. Qe4 Nf5 $17 )(29. Bg5 Rfe8 30. Qc3 Qa6 31. Ra1 Qb7 $17 )Qa4 30. Ra1 Qd7 (30... Qxc4 $6 31. Rxa7 Qe2 32. Qe3 Qd1+ 33. Kh2 Nd5 34. Qd4 Rxc2 35. Rg3 g6 36. Rd3 Qh5 37. g4 Qh4 38. Rf3 {und Weiß hat aufgrund der schwachen schwarzen Felder,
den aktiven Schwerfiguren und dem verbleibenden schwarzfeldrigen Läufer
gewisse Kompensation für 2 Bauern.} )31. Rba3 a5 32. Be3 Qc6 33. Qd4 Qxc4 34. Qxb6 Qxc2 35. Qxa5 $17 )28. Qg3 {droht Lh6} Kh8 $1 ({Aber nicht} 28... Qxa2 $4 29. Bh6 $18 {und Weiß gewinnt} Kf8 (29... g6 30. Qe5 $18 )30. Qxg7+ Ke8 31. Qf8+ Kd7 32. Qxf7+ )29. Qf3 Qxa2 $5 ({Natürlich hätte Schwarz den f7 vorher
mit} 29... Rd7 {decken, und nach} 30. a3 Kg8 {mittels Rdc7 den Pc3 später
gewinnen können. Weiß bliebe ohne Gegenspiel.} )30. c4 $8 ({Sofort} 30. Qxf7 $2 {verbietet sich wegen} Qxc2 $19 {und der Doppelangriff auf Rb3 und Bd2
gewinnt Material.} )Rxc4 $6 {das gibt Weiß überraschend Gegenchancen} ({Hier wäre} 30... Qxc2 $1 {viel kräftiger gewesen} 31. cxd5 Qxd2 32. Qxf7 {
und ganz einfach} Qxd5 33. Re3 Rd7 34. Qxe6 Qxe6 35. Rxe6 Rb7 $17 {/-+.
Aufgrund des Mehrbauerns und der beiden verbundenen Freibauern verfügt
Schwarz im Doppelturmendspiel über ausgezeichnete Siegchancen.} 36. Ra1 Kg8 37. Ra6 b5 38. Re3 b4 39. Rb3 Rc1+ 40. Kh2 Kf7 )31. Qxf7 Qxc2 $2 {ist nicht
mehr so gut wie ein Zug zuvor.} (31... Rxc2 $142 32. Rf3 Rg8 33. Bg5 {Weiß
hat trotz 2-er Minusbauern plötzlich Gegenspiel. Schwarz muss sehr genau
spielen. Nach} Rc3 $1 34. Rxc3 Nxc3 35. Bf6 e5 $1 36. Qxa2 $8 Nxa2 37. Bxe5 Rc8 $19 {behält Schwarz einen Mehrbauern im Endspiel und verfügt über gute
Siegchancen.} )32. Bg5 $2 { verliert die Partie} (32. Rf3 $1 {
mit der Mattdrohung auf der Grundreihe sichert den Ausgleich.} Rg8 33. Rc1 $3 Qa2 34. Rxc4 Qxc4 35. Qxe6 Qd4 36. Bg5 $11 )Rg8 $6 {etwas zu vorsichtig} ({Das coolere} 32... Qxb3 $1 33. Bxd8 h6 34. Qxe6 Qd3 $19 {/\35. - Nf4 bringt
Weiß in Bedrängnis. Der Bd8 hat kein Feld und droht verloren zu gehen.} 35. Re1 Nf4 36. Qf7 Qd5 {erzwingt Schwarz durch die Mattdrohung auf g2 Damentausch
und verbleibt mit einem Mehrbauern und zwei verbundenen Freibauern mit
ausgezeichneten Siegchancen.} )33. Rg3 $6 (33. Ra3 $142 a5 34. Qxe6 Rc5 35. Re1 Qg6 36. Qxg6 hxg6 $17 {und Schwarz steht aufgrund des Mehrbauerns besser, aber
die Verwertung des Vorteils ist schwierig.} )Qf5 34. Qxa7 {[#]} (34. Qxf5 exf5 35. Rd3 (35. Rf3 Rf8 36. Rd1 h6 $1 $19 )Nc3 $1 36. Ra1 h6 37. Bd2 Na4 $1 $19 {Auch hier sollten die beiden schwarzen Freibauern das Spiel
entscheiden.} )Nc3 $1 { Dieser Springer bringt das weiße
Spiel nun vollends zu Fall. Es droht vor allem Turmgewinn durch Se2+} 35. Re1 {
eine Drohung abgewehrt} Ne4 $1 {und schon wird die nächste aufgestellt} 36. Qa2 $2 { Ein Fehler zum Abschluss.} ({Mit} 36. Rxe4 $8 {hätte
Weiß die Partie noch in die Länge ziehen und die Zugzahl vom Vortag (87)
vielleicht noch sprengen können.} Rxe4 37. Qxb6 Re1+ 38. Kh2 Qb1 39. Qxb1 Rxb1 $17 {/-+. Aber dieses Endspiel sollte auf Dauer nicht mehr haltbar sein.} )b5 {Weiß hat keine Drohungen mehr und er muss die Qualität geben. Da
Schwarz noch über den b-P verfügt, ist die Stellung glatt gewonnen.} 0-1